KARL-MAY-FILME


Winnetou und das Halbblut Apanatschi

Deutschland / Jugoslawien 1966

ALLE BILDER AUS DEM ULTRASCOPE-FARBFILM "WINNETOU UND DAS HALBBLUT APANATSCHI" NACH ROMAN MOTIVEN VON KARL MAY
COPYRIGHT ©1966
PRODUKTION: RIALTO FILM / JADRAN-FILM
VERLEIH: CONSTANTIN-FILM


Winnetou und das Halbblut Apanatschi (EA Constantin 0766)Winnetou und das Halbblut Apanatschi (EA Constantin 0766)Winnetou und das Halbblut Apanatschi (EA Constantin 0766)Winnetou und das Halbblut Apanatschi (EA Constantin 0766)

Plakat DIN A1 "Winnetou und das Halbblut Apanatschi"
(ND Constantin 1072)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi

Lex Barker  (Old Shatterhand)
Pierre Brice  (Winnetou)

Götz George  (Jeff)
Ursula Glas  (Apanatschi)

Walter Barnes  (Mac Haller)
Ralf Wolter  (Sam Hawkens)

Mihail Baloh  (Judge)
Marija Crnobori  (Mine-Yota)
Ilija Djuvalekovski  (Curly-Bill)
Marinko Cosić  (Happy)

Petar Dobrić  (Sloan)
Vladimir Leib  (Pincky)
Abdurahman Salja  (Hank)
Nada Kasapić  (Bessie)
Giancarlo Bastianoni  (Double Lex Barker)



REFERENZ

Erscheinungsjahr 1966  (EA 17.08.1966)
Regie Harald Philipp
Drehbuch Fred Denger
Musik Martin Böttcher
Kamera Heinz Hölscher
Film Ultrascope (2.35:1), 35 mm, Eastmancolor
Original-Film (KINO) 2466 m = 90 min. 08 sec.
TV/VIDEO/DVD * 86 min. 32 sec.
FSK: Ab 12 Jahren, kurz danach ab 6 Jahren (gekürzte Fassung)
Bemerkungen -
Prädikat -
* Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz.
(KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM)

INHALT

Apanatschi, die Tochter des Siedlers Mac Haller und seiner indianischen Frau Mine-Yota, feiert Geburtstag. Ihr kleiner Bruder Happy schenkt ihr eine erbeutete Adlerfeder, Winnetou, der Häuptling der Mescalero-Apatschen, überbringt ihr ein Leder-Kostüm und Vater Mac gibt endlich seine Zustimmung zu Apanatschis Verbindung mit dem jungen Pelzjäger Jeff Brown, dem sie ihr Herz geschenkt hat.

Aber es fällt auch ein Schatten auf diesen Tag: als Mac seine Tochter stolz zu der Goldader führt, die er vor Jahren entdeckt hat und die von nun an ihr gehören soll, kann Apanatschi hierüber keine Freude empfinden. Wie ihre Mutter spürt sie in ihrem indianischen Blut, dass hinter diesem Gold Unheil lauert.

Die Pelzjäger Sloan und Pincky, die bei einem Besuch in Hallers Blockhaus ein Stück Golderz gefunden haben, vergessen in ihrer Gier nach Reichtum ihre alte Freundschaft mit Mac und Jeff und lauern dem Siedler auf. Zwar kommt Jeff seinem väterlichen Freund zu Hilfe, aber er wird verwundet und kann nicht verhindern, dass Mac von Sloan erschossen wird. Im Glauben, dass auch Jeff tot sei, machen die beiden falschen Freunde Jagd auf Apanatschi, da nur noch sie die Lage der Goldader wissen kann.

Ein erster Anschlag auf das Mädchen und ihren Bruder scheitert an Old Shatterhand, unter dessen Schutz sich die beiden auf Anraten von Jeff begeben haben. Old Shatterhand, der als Ingenieur den Bahnbau in dieser Gegend leitet, schickt seinen Begleiter Sam Hawkens mit den Flüchtlingen ins Eisenbahner-Camp Rocky-Ground, während er selber in die nahe Kleinstadt Rocky Town reitet, wo eine Bande übler Strolche die Einwohner terrorisiert.

Im Saloon wird Old Shatterhand Zeuge, wie der Anführer der Strolche, ein gewisser Curly-Bill, die inzwischen dort angekommenen falschen Freunde Sloan und Pincky drangsaliert, weil er das Stückchen Golderz bei ihnen gefunden hat. Bei der Auseinandersetzung mit Old Shatterhand zieht Curly-Bill zwar den Kürzeren, aber auch er weiß nun, dass er den Weg zur Goldader nur durch Apanatschi finden kann. Und da diese sich im Eisenbahner-Camp aufhält, befiehlt er einen Überfall auf Rocky-Ground.

Old Shatterhand und Winnetou, die sich inzwischen getroffen haben, ahnen die Gefahr. Aber sie kommen zu spät nach Rocky-Ground: wie ein Sturmwind ist Curly-Bill mit seinen Strolchen, unter ihnen auch Sloan und Pincky, über das Camp hergefallen und hat Apanatschi und Happy mitgenommen. Dabei hat Pincky eine tödliche Kugel von Sam Hawkens erwischt, während Curly-Bill später den lästigen Mitwisser Sloan ins Jenseits schickt.

Old Shatterhand ist entschlossen, dem Banditenspuk ein Ende zu bereiten und Apanatschi und ihren Bruder zu befreien. Er ruft seine Arbeiter und aus Rocky Town geflüchtete Einwohner zusammen und entwirft mit Hilfe Winnetous einen Schlachtplan. Jeff, der inzwischen eingetroffen ist, wird als Kundschafter vorausgeschickt. Old Shatterhand verteilt Dynamitpatronen unter seine Leute. Im Morgengrauen rückt er gegen die Kleinstadt vor.

Als Curly-Bill durch einen Spion erfährt, dass Old Shatterhand angreifen will, lässt er Apanatschi und Happy in den Keller des Saloons sperren, ohne zu ahnen, dass dieser einen geheimen Ausgang hinter der Kirche hat. Kurz darauf führt sich Jeff als reisender Zauberkünstler bei der betrunkenen Horde ein, beeindruckt den abergläubischen Bandenchef und verschafft sich durch einen Taschenspielertrick den Kellerschlüssel.

Während die Wirtin Bessie das Mädchen und den Jungen durch den unterirdischen Gang schleust, beginnt droben der Kampf, den Old Shatterhand durch gezielte Sprengungen einleitet. Curly-Bill ist der Taktik der Angreifer nicht gewachsen, glaubt aber mit Apanatschi als Geisel dennoch die Oberhand zu behalten. Dabei entdeckt er den Geheimgang und die Flucht seiner Gefangenen, die von Winnetou inzwischen bei Sam Hawkens auf dem Glockenturm der Kirche versteckt wurden.

Unter "Führung" von Jeff, der sich anschließend wieder in den Stollen zurückzieht, kriechen die Banditen durch den Geheimgang hinter der Kirche ins Freie, wo Old Shatterhand, Winnetou und Sam Hawkens bereits auf sie warten. Trotzdem gelingt den Strolchen der Durchbruch.

Jeff und Apanatschi beschließen, Winnetous und Old Shatterhands Ratschlag zu folgen: Apanatschi wird im Lager der Apatschen Zuflucht finden, während Jeff mit seinen beiden großen Freunden den Banditen auf der Fährte bleiben will. Jeff, der erneut das Vertrauen Curly-Bills errungen und ihn in seinem neuen Schlupfwinkel gefunden hat, ist zugegen, als ein Spion meldet, dass Apanatschi zum Lager der Apatschen unterwegs ist. Curly-Bill sieht hier noch einmal eine große Chance. Er will das "Goldmädchen" jetzt in der Höllenschlucht erwischen, aber Winnetou bringt Apanatschi und Happy ungefährdet an den lauernden Desperados vorbei.

So bleibt Curly-Bill in seiner Goldgier nur noch eines übrig: er muss Apanatschi aus dem Lager der Apatschen entführen. Er kann aber lediglich Happy erwischen, weil der Bandit Hank für das Versprechen einer fünfzigprozentigen Beteiligung an der Goldader hierfür Kopf und Kragen riskiert.

Nach der Entführung wird Hank von Curly-Bill getötet. Happys Ankunft im Lager der Gauner führt zur Demaskierung von Jeff, der sich aber freikämpfen und zu Old Shatterhand durchschlagen kann.

Winnetou, von Apanatschi alarmiert, entschließt sich, die Banditen um den Preis der Freilassung Happys selbst zur Goldmine zu führen, denn er ist überzeugt, daß das Gold ihren Untergang beschleunigen wird, Auch weiß er, dass sein Blutsbruder Old Shatterhand notfalls eingreifen wird. Vom Golde berauscht, gibt Curly-Bill den Häuptling und den Jungen tatsächlich wieder frei, gerät aber mit dem aufsässigen Banditen Judge in Streit. Dieser schießt ihn kurzerhand nieder und reißt die Führung der Bande an sich.

Old Shatterhand, der die Anordnung von Judge belauscht hat, das Gold zunächst im alten Stollen der toten Stadt Rocky Town zu deponieren, lässt den Stollen sogleich zur Sprengung vorbereiten. Von Winnetou und Sam Hawkens, Jeff und Apanatschi und einigen mutigen Leuten aus dem Camp unterstützt, trifft er alle Maßnahmen, um den Banditen endgültig das Handwerk zu legen.

Zwar entdeckt Judge im letzten Augenblick das Dynamit, kann aber die Sprengung nicht mehr verhindern. Durch das Eingreifen der von Winnetou herbeigerufenen Kiowa-lndianer werden die Reste der Bande aufgerieben. Judge, der mit der Lokomotive zu entkommen versucht, wird von Old Shatterhand unschädlich gemacht.

Apanatschi hat das Gold den Siedlern zum Wiederaufbau ihrer Stadt geschenkt. Dann wird sie zusammen mit Jeff und Happy von Old Shatterhand, Sam Hawkens und Winnetou zu ihrer Mutter Mine-Yota heimgeleitet. Und damit zieht im Pelzjägerhaus am Fuße der Berge endlich wieder das Glück ein.


BUCHVORLAGE

Wieder einmal wollte die Rialto einen Karl-May-Film produzieren. Beim Produktionsstab blieb fast alles beim alten, Regie führte dieses Mal Harald Philip.

Der eigentliche Titel des Filmes sollte "Halbblut" sein. Doch durch die ungeheuere Popularität des Hauptdarstellers Pierre Brice musste natürlich der Name Winnetou im Titel auftauchen.

Was soll man zu diesem Film sonst noch sagen? Der Karl May-Roman, der diesem Roman als Vorlage gedient haben soll, nämlich der Roman "Halbblut", lässt sich im Film fast gar nicht wiederfinden. Das Originalhalbblut, der Mestize, hat mit der Apanatschi rein gar nichts gemeinsam. Er ist ein interessanter Charakter, verschlagen und hinterlistig, ja direkt unsympathisch, weswegen ihn Karl May vielleicht zu einem Halbblut gemacht hat. Apanatschi ist dagegen ein naives Mädchen, die nachher sogar noch ihre Goldmine an arme Siedler verschenkt. Gegenteiliger hätte man diese Figuren, die eigentlich Gemeinsamkeiten hätten haben sollen, kaum machen können.

Eine zweite Parallele zwischen Film und Buch ist das Eisenbahnercamp Rocky Ground. Das war's dann aber auch schon.

Die Charaktere sind bis auf Winnetou ziemlich verzerrt. Der Apatsche stellt wie eigentlich immer den netten Indianer von nebenan dar, der vorbeikommt und hilft, wenn er gebraucht wird; doch dieses Mal so überzogen und lächerlich, dass er fast etwas naiv wirkt.

Die Rolle des Old Shatterhand in diesem Film kann man jedoch als Tiefschlag für alle May-Fans werten. Nicht nur, dass er den Bahnarbeitern beim Angriff auf die Banditen zuruft: "Wir müssen Gewalt mit Gewalt beantworten". Letztendlich werden die Banditen dadurch besiegt, dass man alles in die Luft jagt, was irgendwie verdächtig aussieht. Wenn man bedenkt, dass diese Person die Menschheitsfrage selbst darstellt, merkt man doch, wie wenig Mühe sich die Produzenten gegeben haben.

Einen weiteren Fehler machten diese auch bei der Wahl des Bösewichts. Curly-Bill wirkt eigentlich gar nicht böse - er wirkt "wie ein wackerer älterer Herr, der nun mal Banditenchef sein muss, obwohl er lieber eine Runde Skat spielen würde" (Karl-May-Filmbuch). Auch ist er der erste Hauptbösewicht, der das Ende des Films nicht erlebt - Er wird von seinem Unteranführer ermordet.

Alles in allem ist dieser Versuch mit Sicherheit zusammen mit "Winnetou und sein Freund Old Firehand" und "Im Reiche des silbernen Löwen" der schlechteste Film und ein weiterer Grund dafür, warum die Karl-May-Welle zwei Jahre nach ihrem Höhepunkt so plötzlich abebbte. Mehr ist zu diesem Film eigentlich nicht zu sagen.

(bk)